Aus dem Rathauskurier vom 18. Januar 2023.
Selten haben wir so viele Reaktionen auf einen Beitrag in dieser Rathauskurier-Kolumne bekommen wie auf die „Pflicht zur Gegenrede“ in der Ausgabe Nr. 09/22 – und wir sind dankbar für die Gespräche und E-Mails, in denen Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Ihre Zustimmung und Ihre Kritik mitgeteilt, Ihre Fragen gestellt und Sorgen ausgedrückt haben. Die Einladung, die wir mit diesem Text ausgesprochen haben, haben viele angenommen, und dafür möchten wir zu Beginn dieses neuen Jahres Danke sagen.
Solche Gespräche sind gute Zeichen dafür, dass unsere Demokratie funktioniert – gerade dann, wenn man am Ende nicht zur selben Meinung gelangt. Dass alle auf die komplizierten Fragen unserer Zeit dieselben Antworten haben, ist ohnehin nicht möglich und auch gar nicht wünschenswert. Aber unterwegs einige Irrtümer und Missverständnisse ausgeräumt und besser verstanden zu haben, warum der oder die andere eben anders denkt als man selbst – das ist der gute Lohn des demokratischen Gesprächs.
Natürlich hat es auch andere Reaktionen gegeben. Manche verstehen die Einladung zum Gespräch als Anlass, vor privaten Wohnungen aufzumarschieren. Manche können das Megaphon offenbar nicht mehr aus der Hand legen, manche wollen das gar nicht. Aber gut: Selbst wenn die Demonstration zur Einbahnstraße wird, erträgt das unsere Demokratie.
Deshalb bleibt unsere Einladung auch im neuen Jahr bestehen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger: Reden Sie mit, respektieren Sie aber auch die Gegenrede. Sie ist das Fundament unserer Meinungsfreiheit.
Für die Fraktion
Dr. Thomas Hartung